Verband der heimatkundlich-

historischen Vereine Saarlouis e.V.


Stadtverband der heimatkundlich-historischen Vereine Saarlouis zu Besuch in NEUF- BRISACH

Im Jahre 1697 verlor Frankreich durch den Frieden von Rijswijk den befestigten Ort Alt-Brisach (Breisach am Rhein) an Österreich /Habsburg. Die Konsequenz war, dass das Elsass und somit Frankreich von Huninque bis Strasbourg keinen befestigten Verteidigungsschutz mehr hatte. Ludwig XIV, König von Frankreich beauftragte aus diesem Grund seinen genialen Ingenieur und Baumeister Vauban, dieser Situation abzuhelfen.

Sébastien le Prestre de Vauban, Maréchal von Frankreich und Festungsbaumeister hatte bereits 33 neue Festungen in ganz Frankreich gebaut und die Befestigungsanlagen von über 400 Städten und Burgen modernisiert.

Das Gelände bei Neuf-Brisach ist eine Ebene ohne Bodenerhebungen, so dass Vauban nicht nur seine fortschrittlichen Ideen in einer Festung verwirklichen sondern auch innerhalb ihrer Mauern eine Stadt anlegen konnte, die es erlaubte einige Tausend zählende Zivilbevölkerung anzusiedeln.

Die Bauarbeiten beginnen 1698 und bereits 3 Jahre später 1701 befindet sich die Festung in verteidigungsbereitem Zustand. Sie gilt bei ihrer Fertigstellung als die best befestigte Stadt Europas.

Neuf-Brisach wird als Vauban‘ s Meisterstück angesehen. Mit einer achteckigen Grundform ist die Stadt innerhalb der Verteidigungswälle in 48 viereckige Häuserblöcke unterteilt mit schachbrettartigem Straßensystem, wovon 34 Häuserblöcke für die Bebauung mit Zivilgebäuden vorgesehen sind.

Die Verteidigung beruht auf 8 Artillerietürmen /Bollwerken mit Artillerieplattformen, diese dienten ausserdem den Soldaten als Schutzräume im Falle einer Belagerung. Zwischen den Artillerietürmen befindet sich jeweils der Zwischenwall/Kurtine mit einer Höhe von 9m über der Grabensohle. Jedes Bollwerk wird durch eine Kontergarde geschützt. Vor jeder Kurtine befindet sich ein Zangenwerk dem ein Ravelin/Halbmond vorgelagert ist. Die gesamte Anlage wird durch einen gedeckten Weg umgeben.


Die Aussenwände der Wälle bestehen aus rotem Vogesen- Sandstein. Um das Baumaterial aus den Vogesen zu transportieren wurde ein 30 km langer Kanal bis Rouffach/Pfaffenheim angelegt damit die Steine und das Bauholz per Lastkähne angeliefert werden konnten. Für die militärische Besatzung wurden innerhalb der Wälle 4 Kasernen errichtet.


Um die Ansiedelung für Zivilisten attraktiv zu machen, erhielt jeder Neubürger ein Grundstück innerhalb eines Häuserblocks sowie Baumaterial geschenkt und war 20 Jahre von Steuerabgaben befreit.


In der Mitte der Stadt liegt der Exerziersplatz, von wo alle 4 Stadttore sichtbar sind, Colmaer-, Belforter-, Strassburger-, und Basler Tor. Im Belforter Tor ist das Vauban- Museum untergebracht. Colmar und Belforter Tor sind im Urzustand erhalten, die anderen beiden Tore wurden Anfang des 20 Jdt. aus verkehrstechnischen Gründen abgetragen und in der Durchfahrt verbreitert.


Die Festung konnte nie im Sturm genommen werden. 1743 widerstand die Festung einem Angriff der Österreicher. Im deutsch-französischen Krieg 1870 hielt die Stadt einer Belagerung ca. einen Monat stand, wobei sie 9 Tage unter Beschuss lag und nur 15 Gebäude unbeschädigt blieben, bevor der Kommandant kapitulierte. Es gab keine Verluste unter der Zivilbevölkerung, die Schutz in den Kasematten gesucht hatte.


Im II. Weltkrieg lag auch diese schöne Stadt unter dem Bombardement der Amerikaner und wurde stark zerstört, wiederum dienten die Kasematten des Vauban den Bewohnern als Schutz.


Mit Festungsanlagen im Urzustand und wiederaufgebauten Wohnhäusern lädt Neuf-Brisach als interessante und schöne elsässische Stadt zum Verweilen ein und zeigt bis heute das strategische und architektonische Genie von Sébastien le Prestre, Seigneur de Vauban.

Stadtführung mit Martin als "Laubanie, der erster Gouverneur von Neuf-Brisach"