Verband der heimatkundlich-

historischen Vereine Saarlouis e.V.


Winterbräuche


Vortrag von Gunter Altenkirch

Im Rahmen der Vortragsreihen konnte man wieder einmal Gunter Altenkirch als Vortragsredner gewinnen. Herr Altenkirch ist ein über die Grenzen bekannter Volkskundler. In Rubenheim kann man sein Museum besichtigen. Hier werden das alltägliche Leben der Dorfbewohner des 19. und 20. Jdts. dargestellt.

Der Vortrag Winterbräuche behandelte zwei Themen. Zum einen Maria Lichtmess, als zweites Thema den Gertrudentag als Brauchtum heute fast vergessen. An Maria Lichtmess wurde und werden heute noch vereinzelnd noch die Wachsblöcke und Wachsstöcke gesegnet, aus denen die Kerzen gezogen wurden. Zu früheren Zeiten wurde auch die Osterkerze aus diesem Wachs gezogen.

Heute werden diese Kerzen maschinell hergestellt. Verstorbenen wurden Wachsblöcke in die Hand gelegt. Das Licht sollte ihnen (Heim)Leuchten.

Maria Lichtmess war in den Dörfern nach einem langen Winter ein lang ersehntes Fest. Am Lichtmesstag scheidet der Winter und die Sehnsucht auf den Frühling beginnt. Winterdepressionen verschwanden mit Blick auf den Frühling. Maria Lichtmess ist ein sehr altes Fest und geht zurück auf die Römerzeit. In einigen Regionen wird das Lichtmessfest vom Abend des 01.Februar bis zum Abend des 02.Februar gefeiert. Ab dem Lichtmesstag wurde wieder zu Nacht gegessen.

Es gibt noch einen Spruch:

"Lichtmess, Spinne vergess im Hellen zu Nacht gess."

Kerzenbräuche sind immer mit Licht verbunden. Das Herstellen der Kerzen wurde den Frauen überlassen. Das Wachs sollte weiss sein und aus Bienenwachs bestehen. Der Docht wurde gebleicht. Der Docht der Osterkerze bestand aus dem Kraut der Königskerze. Gewitterkerzen gab es in weiss aber auch in schwarz eingefärbt. Man nahm den Russ des Schornsteins und färbte das Wachs ein. Kommende Gewitter, aber auch die Geisterwelt, sollten vertrieben werden. Für fast jeden Anlass wurden Kerzen gezogen, wie z.B. für Kommunion, Wallfahrt, Taufe, Tote, Gewitter, 14 Nothelfer, Alter, Aussegnen der Wöchnerinnen oder Fronleichnam.

Die Wachsstöcke durften nur von verheirateten Frauen getragen werden. Den Kühen wurde das Wachs des Wachsstocks auf das Fell geträufelt. Die Fruchtbarkeit und der Milchertrag sollte so gesteigert werden. Der Segen der Kirche sollte auf die Kühe übergehen. Lichtmess war auch der Tag der Reinigung. Bergleute bauten grosse Krippenlandschaften. Für das Jesuskind wurde ein Stück vom Lichtmess-Wachsblock verwendet. In den Häusern entfernte Wachskreuze wurden aufgehoben, die Reste wurden für neue Wachskerzen verwendet. Auf den "Grindel", die Verbindung Pflugkörper und Pflug, wurden Wachstropfen geträufelt. Der Segen von Lichtmess sollte in den Boden übergehen und den Ertrag verbessern.

Gertrudentag, der grosse Frühlingstag ist heute kaum noch bekannt. Früher gab es zwei Tage am 15. und 17. März. Zum Gertrudentag wurden die Winterarbeiten beendet. Das Spinnrad wurde bis zum nächsten Winter weggestellt. Hierbei spielten Mäuse eine grosse Rolle am Gertrudentag. Wurde der Gertrudentag nicht richtig verehrt, wurde eine Mäuseplage vorhergesagt. Faulen Spinnerinnen bissen die Mäuse den Faden ab. In einem bekannten Spruch heisst es:

"da beisst die Maus keinen Faden ab"

Wenn der Gertrudentag richtig verehrt wurde, waren die meisten Mäuse in den Häusern und nicht auf den Felder und konnten die Ernte nicht gefährden. Mäuse sind Seelentiere und stellten nichts schlechtes dar. Bürger, die nicht mit Reichtümern ausgestattet waren, nannte man "arme Kirchenmaus". Es ist heute noch ein gängiger Ausdruck.

Fotos und Text : Hans Krabbenhöft