Verband der heimatkundlich-

historischen Vereine Saarlouis e.V.


Die Fahrt 2017 des VHVS führte die Teilnehmer ins Elsass, zur Haut-Koenigsbourg und zum Mont Saint Odilie

Die Haut-Koenigsbourg – Perle des Elsass mit wechselvoller Geschichte


Die wechselvolle Geschichte der am Rande der Vogesen im Elsass gelegene Haut- Koenigsbourg weist große Parallelen zu der Geschichte unserer Region auf, auch sie wechselte mehrmals ihre Nationalität zwischen Deutschland und Frankreich.

Die Haut-Koenigsbourg liegt ca.10 km westlich von Sélestat bei Orschwiller und ist mit 500.000 Besuchern im Jahr das meistbesuchte Touristenziel im Elsass. Auf einem mächtigen Felsen des Vogesen-Buntsandstein thront sie majestätisch in 757m Höhe und bietet einen unbeschreiblichen Blick über die Oberrheinischen Tiefebene von Straßburg bis zum Schwarzwald, an sehr klaren Tagen bis zu den Berner Alpen.

Diese 260m lange Burganlage ist heute hauptsächlich dafür bekannt, dass sie nach dem deutsch-französischen Krieg 1870-1871 als Geschenk der Stadt Sélestat 1899 in den persönlichen Besitz des deutschen Kaisers Wilhelm II gelangte. Dieser ließ sie in den Jahren 1901 bis 1908 durch den Berliner Architekten und Burgenforscher Bodo Ebhardt im mittelalterlichen Stil und als Museum rekonstruieren.

Vor diesem Hintergrund gerät die jahrhundertealte Geschichte der Haut-Koenigsbourg fast in Vergessenheit.

Die Burg ist eine von 150 mittelalterlichen Burgen am ca 200 km langen Vogesen-Rand, die die Grenze des Elsass, damals Teil des Heiligen römischen Reiches deutscher Nationen, zu Frankreich hin schützen sollte.

Ihre Geschichte auf dem sogenannten Staufenberg beginnt mit der ersten urkundlichen Erwähnung 774 als eine Schenkung Karls des Grossen. In der ersten Hälfte des 12. Jdt errichten die Hohenstauffen hier eine Reichsburg, sie wird 1147 als Castrum Estufin urkundlich erwähnt. Aus dieser Zeit stammen nur noch ein Fenster und ein Tor mit Löwenwappen.

Ab 1192 wurde der Name Kinzburg/Königsburg verwendet und Geschichte nennt im Folgenden eine ganze Reihe von Fürstenhäusern als Eigentümer, Pfandbesitzer und Lehensträger, zunächst die Kaiser aus den bereits genannten Häuser Hohenstaufen und Habsburg, ebenso wie die Herzöge von Lothringen und des Unterelsass, die Landgrafen von Werd, die Herren von Rathsamhausen, von Oettingen und von Berckheim, die Grafen von Thierstein, und die Ritter von Sickingen,

An die Grafen von Thierstein erinnert heute deren Wappen an einigen Stellen der Burg ebenso wie Wappen an die Herren von Rathsamhausen, wie Philippe de Rathsamhausen, Bischof von Strassbourg. Hier ist für Fraulauterner besonders interessant, dass die Abtei von Fraulautern von einige Töchter der Familie Rathsamhausen als Stiftsdamen bewohnt wurde und von 1757 bis 1773 Marie Helene de Rathsamhausen Äptissin von Fraulautern war.

Danach war die Burg in den Händen der Habsburger bis zum 30jährigen Krieg. Am 7.September 1633 nach 52tägiger Belagerung wurde die Haut-Koenigsburg durch die Schweden erobert und in Brand gesetzt und nicht wiederaufgebaut wurde. Mit Ende des 30jährigen Krieges wurde Elsass- Lothringen Französisch und blieb es bis 1871.

Mit Ende des deutsch-französischen Krieges wurde Elsass-Lothringen wieder dem deutschen, bzw. Preussischen Reich angegliedert. Zu dieser Zeit wurde die Burgruine bereits eine finanzielles Problem für Sélestat, da es ab dem Zeitalter der Romantik chic wurde solche verwunschenen Orte zu besuchen und Erinnerungsstücke zu entwenden, sodass der Bürgermeister der Stadt sie Kaiser Wilhelm II 1899 zum Geschenk machte.

Wilhelm II ließ die Burg als Museum wiederaufbauen, es war nie als ein Wohnort für ihn geplant, so hat er bei Besuchen in der Gegend nur drei bis viermal hier im Rittersaal gegessen aber immer in seinem Palais in Strasbourg gewohnt.

Die neue, alte Burg wurde im Jahr der Fertigstellung mit einer großen Feier, festlicher Musik und historischen Kostümen eingeweiht. Der Bau hatte über zwei Millionen Mark gekostet, die zum großen Teil von Elsass-Lothringen bezahlt werden mussten – die Schenkung an den Kaiser kam die Region also teuer zu stehe

Bodo Ebhardt ging beim Wiederaufbau mit der erhaltenen Bausubstanz für die damalige Zeit relativ rücksichtsvoll um, sodass sich die Burg immer noch als eine über die Jahrhunderte gewachsene Anlage zu erkennen gibt. Die verhältnismäßig kleine stauferzeitliche Burg mit unregelmäßigem Grundriss auf höchster Stelle des Felsplateaus hat einen durch Ebhardt wiedererrichteten quadratischen Bergfried mit südlich anschließendem Palais, an dem sich eine bereits im Spätmittelalter vermauerte Rundbogenarkade mit Würfelkapitellen erhalten hat. Von Ebhardt neu geschaffen wurde der repräsentative Festsaal ganz im Zeichen des preußischen Adlers, an dessen Kamingitter der Kommentar Wilhelm II zum Ersten Weltkrieg zu lesen ist: „Ich habe es nicht gewollt!“ Ein eigens eingerichteter Saal zeigt kaiserliche Jagdtrophäen, denn noch vor der Museumsfunktion lag der Fokus auf der preußischen Propaganda, die Größe Wilhelm II sollte repräsentiert werden

Hoch über dem Eingangsportal und unter dem Schutz des Adlers prangt das Wappen der letzten Herren der Burg, der Preussen. Das eigentliche Schloss erreicht man über die Zugbrücke, der bewohnte Bereich kann durch das Löwentor betreten werden. Die Gemächer der Schlossherrin und der Ritter, die Schlosskapelle und der Rittersaal sind heute noch mit Möbeln aus dem 15–17. Jahrhundert ausgestattet und können besichtigt werden.

Nach 1918 wurde von der Französischen Armee mit einer Eselskarawane Sprengstoff auf den Berg gebracht, um die in ihren Augen „steinerne“ Schande zu zerstören. Aber der vehemente Einspruch der Elsässer konnte die Sprengung verhindern. Die Burg war und ist das Symbol des Elsass.

Seit 1919 ist die Haut-Koenigsbourg Eigentum des französischen Staates, seit Januar 2007 des Départements Bas-Rhin.

Die Legende der Heiligen Odilie

Im 7. Jdt, zur Zeit der Merowinger, herrschte Herzog Eticho im Elsass. Er und seine Frau Beswinda erwarteten ihr erstes Kind. Der Herzog hoffte auf einen Sohn aber zu seiner großen Enttäuschung wurde eine blinde Tochter geboren. Eticho befiehlt sie zu töten, seine Frau jedoch findet einen Weg das Kind ins Kloster Baumes les Dames bringen zulassen. Im Alter von 12 Jahren wurde das Kind von Bischof Ehrhard von Regensburg getauft und der Legende nach soll sich bei dieser Taufe das Wunder ereignet haben, dass sie ihr Augenlicht wiedererlangte. Sie bekommt den Namen Odile, das bedeutet "Tochter des Lichts». Einige Zeit später möchte Odile zu ihren Eltern auf die Hohenburg zurückkehren. Hugo, ihr jüngerer Bruder, hilft ihr dabei trotz des Verbotes des Vaters, worauf dieser seinen Sohn in rasender Wut erschlug. Von der Reue ergriffen, toleriert der Vater Odile in Hohenburg und er will sie mit einem Mann seiner Wahl vermählen. Dies lehnt Odilie aus Liebe zu Gott ab und muss erneut fliehen. Der Herzog verfolgt sie bis in den Schwarzwald bei Freiburg wo es zum zweiten Wunder kommt. Der Legende nach öffnete sich ein Felsen um Odile zu beschützen. Nun akzeptierte Eticho das Schicksal und die Berufung seiner Tochter und schenkte ihr die Hohenburg auf dem Odilienberg zur Stiftung ihres Klosters. Auf ihrem Weg von Hohenburg trifft Odilie einen blinden und durstigen Bettler und schlägt einen Stein, worauf hier eine heilsame Quelle entstand, die nie aufhört zu fließen, welches das dritte Wunder der Heiligen Odilie war.

Der Mont Saint Odilie – der Heilige Berg des Elsass

Der Odilienberg oder Mont Sainte-Odilie erhebt sich im Elsass der Nähe der Ortschaften Obernai und Barr im Departement Bas-Rhin am Ostrand der Vogesen auf eine Höhe von 763 m über der Oberrheinebene und wird von einer Klosteranlage gekrönt.

Dieser auffallende Buntsandstein-Felsen wurde bereits in keltischer Zeit zum Heiligen Berg mit Quellheiligtum und mythischer Ausstrahlung ausgebaut. Vermutlich stammt aus dieser Zeit stammt die sich an den Abhängen des Berges herum ziehende ca. 10km lange Heidenmauer, ein Ringwall aus keltischer Zeit, dessen Funktion ob militärischer, ziviler oder kultischer Funktion z.Z. noch erforscht wird. Die wissenschaftliche Datierung bisher aus dem 7. /8. Jdt. n Chr. stammt von aufgefundenen Eichenholzklammern mit denen die Schutzmauer vermutlich ausgebessert wurden, beim Bau einer Hohenburg an gleicher Stelle. Auf dem Berg und in der Region finden sich zahlreiche weitere keltische Zeugnisse. Aus der römischen Epoche ist dagegen nur das römische Tor erhalten.

Aus frühchristlicher Zeit stammt das heutige Odilienkloster, dessen Ursprünge eine Hohenburg, erbaut Ende der 7 Jdt. war und welches von der heiligen Odilie gegründet wurde. Sehr schnell gesellten sich viele Mädchen zu Odilie, um mit ihr ein Leben des Gebets und der Nächstenliebe zu führen. Odile gründete bald ein zweites Kloster in Niedermünster am Fuße des Odilienbergs. Das Kloster auf dem Odilienberg wurde bis ins Mittelalter als Frauenkloster genutzt, später nach der heiligen Odilia, der Klostergründerin und Schutzpatronin des Elsass, benannt und avancierte zum Mittelpunkt des elsässischen Geisteslebens. Ihr Körper befindet sich in einem noch heute in der Kapelle des Grabes sichtbaren Sarkophag.

Ab 1661 führten Prämonstratenser Chorherren das Haus weiter, nachdem es mit der Zeit verwaist war und bauten es zu einem Wallfahrtsort aus.

Nach der französischen Revolution wurde das Kloster 1853 vom Bischof von Strasbourg zurückgekauft und die Wallfahrt wieder belebt, zunächst unter der Leitung der Franziskanerinnen, heute lebt dort ein Konvent der Schwestern vom Heiligen Kreuz.

Nur wenige Reste haben sich aus dem 12. Jahrhundert errichteten romanischen Klosteranlage haben sich nur wenige Reste erhalten. Dazu gehört die Kreuzkapelle am Kreuzgang mit stämmiger Mittelsäule, die ein Kreuzgratgewölbe trägt, und die Tränen- und Engelskapelle, die beiden letzten der rings um das Kloster gelegenen Kapellen. Im nördlichen Kreuzgangflügel steht noch ein Bildpfeiler aus dem 3. Viertel des 12. Jahrhunderts mit Darstellungen der Übergabe der Schenkungsurkunde durch Herzog Eticho an die hl. Odilia, der Klosterweihe durch die Äbtissinnen Relindis und Herrad und des hl. Bischofs Leodegar auf der Vorderseite.

Der Odilienberg ist bis heute der bedeutendste Wallfahrtsort im Elsass. Das Kloster führt kirchliche Seminare durch und unterhält einen Hotelbetrieb.

Unterhalb des Klosters entspringt in einer Felsgrotte die Odilien-Quelle, deren Ursprung auf die Heilige Odilie zurückgeführt und deren Wasser die Heilung von Augenerkrankungen nachgesagt wird.

Von der Terrasse des Klosters und von den Felsen am Südrand des Odilienberges erlebt man wiederum einen majestätischen Blick in das Oberrheinische Tiefland und zu den Höhen des Schwarzwaldes.