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Einweihung des Schwester-Hermiona-Wegs in Saarlouis-Roden

Am 17. Juni 2025 wurde in Saarlouis-Roden ein besonderes Zeichen gesetzt: Der Schwester-Hermiona-Weg wurde feierlich eingeweiht. Nach der herzlichen Begrüßung durch Oberbürgermeister Marc Speicher hieß Dr. Claudia Wiotte-Franz, Geschäftsführerin der Frauen im Lokalen Bündnis für Familie Saarlouis, die zahlreichen Gäste willkommen.

Im Anschluss überbrachte Schwester Ingrid das Grußwort der Provinzoberin Schwester Angela-Maria, gefolgt von einer weiteren Botschaft von Schwester Sabine, die durch Schwester Regine verlesen wurde. Eine besondere Note erhielt die Feier durch eine Videobotschaft von Schwester Walburga.

Rosa-Maria Kiefer-Paulus vom Rodener Heimatkundeverein Rodena widmete Schwester Hermiona sehr persönliche Worte. Sie dankte besonders Oberbürgermeister Marc Speicher, der Stadtverwaltung und allen Beteiligten für die Ehrung der „Mutter von Roden“.

Im Interview mit Dr. Claudia Wiotte-Franz schilderte Rosa-Maria Kiefer-Paulus eindrucksvoll, wie Schwester Hermiona nach Roden kam und welche bleibenden Verdienste sie sich für den Stadtteil erworben hat. Alois Rau vom Geschichtskreis beleuchtete die Rolle der Missionsschwestern bei der Entwicklung von Roden.

Schwester Ingrid Geissler vom Orden der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut und dem Netzwerk Afrika in Bonn berichtete von ihren Beweggründen für den Ordenseintritt und hob die heutige Bedeutung des Ordens hervor.

Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Musikschule Mezzoforte Roden begleitet und sorgte für einen feierlichen Rahmen.

 

Schwester Hermiona-Weg

Wir freuen uns sehr, dass unser Oberbürgermeister Marc Speicher, obwohl er erst kurze Zeit im Amt ist, den Rodena-Antrag vom 21. November 2021 aufgegriffen und umgehend Maßnahmen ergriffen hat, um ein Gässchen in Roden nach der „Mutter von Roden“, Schwester Hermiona, zu benennen. Dafür möchten wir ihm herzlich danken! Ebenso gebührt unser Dank dem Stadtrat, der dem Vorschlag des Oberbürgermeisters einstimmig zugestimmt hat.
Die feierliche Einweihung des „Schwester-Hermiona-Weges“ findet am Dienstag, den 17. Juni, um 16 Uhr statt. Treffpunkt ist der Thelen-Garten in Roden.

Maitour – Eine (wahre) Geschichte von Walter Schmolensky

Rodener Kinder mussten während den Evakuierungen im 2. Weltkrieg an den jeweiligen Schulen häufig einen Aufsatz über ihre Heimat schreiben.

So auch mein Cousin Benno, der den nachstehenden Aufsatz so – oder so ähnlich – geschrieben haben soll:

Mai-jtua

Am Owend, nohem Nahtessen, saht der Papa: „Dir Kenner, jetz awwer dapperdommeldich ennet Bett, mor Moi-en machema en aller Herrgottsfrai-jh en Mai-jtua.“

Moi-ens semma, wie emma, omm sechs Auer wach genn, weil de Mama de Owen angemach- und laut met der Kiss drenn rommgestocheld hat.

No-hem Kaffee, ma wooren gewäscht onngeschdrählt, hamma langk Strempb onne dick Box met Gali-jer ahngezoh. Et wor-joh grad mol Aafang Ma-ij, onn et hatt draußen noch en besselchin gekälzt. Befohr ma gang senn, mennt de Mama noch:

„Jetza gehen net zu weit, sonscht handa noi-ja dick Ploodern an de Fä-iß onn wie die zengern, datt wäsen jo-h. Papa, onn Dau, zi-escht am beschten noch dicka Chemisett wegen der Kält ahn!“ Ma wooren grad off da Schwell onn hodden noch de Schlenk en da Hand, do mennt da Papa zu uhs Kenner:

„Mir ge-hen jetz erscht mol langes de Häi-ser, onn do, wohett am beschten rie-cht, do gehma dann noh user Mai-jtua renn essen!“

Do hann a-ich so bei mir gedänkt:
„So gutt, wi-ett bei der Mama rie-cht, wenn se Rend fläschsopp met Marchklees, Rollladen met blo-hem Kappes onn Pirre macht, onn hennerher Krimmelkouchen backt, so gutt, kannet bei anner leit gaah-nett rie-chen.“

Von dahemm aus semma erscht durch die kleen Rath, durchett Rosenkranzgässelchen onn durch all anner Gässelcha gang, bis zur Onnerfürung am Pälzer Hoff en da Häerengass. Von doo aus semma en de Gäerten gang.

Et woor so en scheener Mai-jendach. De Sonn woor schon lang off onn de Vichel hann getrellert. Enn de Gäerten hann de Leit geschafft, der alt Struwwels Kuller, der bai-em Kaatenschpillen emmer gefautelt hodd onn der ewich läedich Kiefer Jäeb aus da Häerrengass. Emm erschten Gaaten, am Bonka, wohrett Schossewinn de Bloumen am gie-ssen. Millasch Loni, datt de Leit Greschpennes nannten onnet Schammbasch Gret, hodden nommel de Naupen. Geejenseitich hann se sich ihren Buddick onn ihr Gemelter emm jeweiligen Gaaten vorgehall. Die zwa-i hodden ewich Zores. Awwer owens woor alles vagess onn die zwai hann nommel sesammen gema-it. Em Noobergaaten hat die alt Plantasch Mi-em enn da Sonn gehuckt onn ihr Gempschin gehall, während et Enkelchin onner de Droschel- onn Trusselstraicher ett Schessmous geroppt hadd. Der Bockmatz, der alt Krebeler onn Neimärder, der met de Geisen en de Wies gang es, hodd de Papa gefroot:

„O-leck, Alwis, wo ge-äscht Dau dann enn aller Herrgottsfrai-jh schonn met de Kenner hin“? „Mir machen en Mai-jtour, saht der Papa“! „Scheen, scheen“ mennt de Bockmatz, onn ess met de Geisen weider getroddelt.

Am kleenen Dohlen, der onner da Bahn en de Sandkaul geht, hamma die erscht Paus gemacht. Em Dohlen woor en Quell on doraus hamma Wasser getronk onn us Schmären met Leoner vom Mätzger Wick aus da Schoolgass gess.

Dannoh semma emma langes de Bahn bis owen an de Brouchwech gang. Von do iwwer de Schinnen onn iwwer de Rederberch ennett Kom-munistenveertel en de Fälder. Zweschen Gromper-schtecker onn Koorschtecker am Kirchjoff fobei, bis zum Buddches Käller. Onn he-jh wo-or user Mai- jtour se enn.

Befor ma bai maim Onkel Josef sei Haus onn beim Hesdenz fobei hemm gang senn, hamma us onner de Premmen noch hingehuckt onn off Roden ronnergelout onn dobei gedänkt:

„Et es doch scheen, user Hämm, user Roden!“

„Onn haut am Dach, enn da Frem,
wo ai-ch den Aufsatz lo schreiwen mouss,
mecht ai-ch hämm,
neischt wie hämm no Roden!!!!“

Mit diesen Worten endet der Aufsatz.

Nach dem die Lehrerin die Aufsätze korrigiert hatte, kam sie völlig aufgelöst in die Schule. In der Klasse, den Tränen nahe, gab sie meinem Cousin seinen Aufsatz zurück und fragte ihn:

„Kind, wo kommst Du her, wo spricht man diese Sprache?
„Ei enn Roden, Fräulein, enn Roden!“

 

Nachstehend die Übersetzung des vorangegangenen Aufsatzes für all jene, die die Rodener Sprache nicht verstehen, diese verlernt oder vergessen haben:

Maitour

Eines abends, nach dem Abendessen, sagte unser Papa: „Ihr Kinder, jetzt aber schnell ins Bett, morgen machen wir in aller Herrgottsfrühe eine kleine Maitour durch Roden.“

Am Morgen sind wir wie immer, gegen sechs Uhr wach geworden, weil die Mama den Ofen angefacht und laut mit dem Schürhaken sauber gemacht hat.

Nach dem Frühstück, wir Kinder waren gewaschen und gekämmt, haben wir lange Strümpfe und eine dicke Hose mit Hosenträger anziehen müssen, weil es im Mai morgens noch empfindlich kühl war. Bevor wir das Haus verließen, sagte die Mutter noch:

„Jetzt geht nicht zu weit, sonst habt ihr am Abend Blasen an den Füßen und wie die schmerzen, das wisst ihr ja. Und Du Papa, „Du ziehst wegen der Kühle doch besser ein dickeres Hemd an“! Wir waren auf der Türschwelle und hatten noch die Klinke in der Hand als Papa sagte:

„Wir gehen erst einmal an den Häusern entlang und aus dem Haus, aus dem es am besten riecht, da kehren wir dann nach unserer Tour zum Essen ein“! Da habe ich so bei mir gedacht:

“So gut, wie es bei der Mama duftet, wenn sie Rindfleischsuppe mit Marklösschen kocht, Rollladen mit Rotkraut und Püree dazu und danach Streuselkuchen backt, so gut kann es bei anderen Leuten gar nicht riechen!“

Zunächst sind wir hinter den Häusern durch die kleine und die große Rathstraße, durch den Alten Weg, durch das Rosenkranzgässchen bis zur Bahnunterführung an der Gaststätte Pfälzer Hof in der Herrenstraße gegangen. Es war ein sehr schöner Maientag. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und in der lauen Frühlingsluft zwitscherten die Vögel.

In den Schrebergärten arbeiteten die Leute, der„Struwwels Kulla“, der beim Kartenspiel gerne schummelte und der ewig müde und lustlose „Kiefer Jakob“ aus der Herrenstraße. Am Anfang der Gartenanlage dort, wo sich der inzwischen gesprengte Bunker befand, goss „Josefine Massonne“ aus dem Schloss die Blumen. „Elenore Müller, die man wegen ihrer mageren dünnen Figur nur „Greschpennes“ nannte und die oft mürrische „Frau Schamper“, stritten wieder einmal miteinander. Gegenseitig warfen sie sich ihre Unordnung und das Gerümpel im jeweiligen Garten vor. Aber am Abend war der Streit dann wieder vergessen und und sie saßen friedlich beieinander. Im Nachbargarten saß die greise „Oma Planter“ in der warmen Sonne auf der Bank und hielt ein kleines Schläfchen, während ihr Enkelkind das Unkraut unter den Johannis- und Stachelbeersträuchern rupfte.

Der „Bockmatz“, als Nörgeler und Rodener Orginal bekannt, der seinen Namen seinen Ziegenböcken zu verdanken hatte, war mit seinen Ziegen auf dem Weg in die Wiesen. An den Vater gewandt fragte er:

„Mensch Alois, wo gehst Du schon so früh mit deinen Kindern hin? „Wir machen eine Maitour, sagte unser Papa. Schön, schön entgegnete der Bockmatz und ist mit seinen Tieren weitergegangen.“

An der kleinen Unterführung, die unter dem Bahndamm in die Lorisstraße führt, haben wir eine kleine Pause eingelegt. In dem Durchgang befand sich eine Quelle. Hier tranken wir das frische Wasser und aßen dazu unsere Butterbrote mit dem damals wohl besten Lyoner weit und breit, vom Metzger Wick, aus der Schulstraße.

Danach gingen wir immer am Bahndamm entlang, bis zum Bahnübergang am Bruchweg. Wir durchquerten das sogenannte Kommunisten-Viertel hinter dem Röderberg, zwischen Kartoffel- und Kornfelder ging es an der Parkanlage und am Friedhof vorbei zum Boudier-Keller, einer Anhöhe oberhalb der früheren Feldstraße. Hier endete unsere Maitour. Bevor wir den Heimweg durch die Heiligenstraße am Hause unseres Onkel Josef und dem Betrieb Hesedenz vorbei antraten, haben wir uns zwischen Ginsterbüschen hingesetzt und die letzte Pause eingelegt. Von ihr oben schauten wir auf Roden hinab und dachten dabei:

„Unser Roden, unser Heimatdorf, ist doch ganz schön!“

Und heute am Tag,
an dem ich diesen Aufsatz in der Fremde schreibe, denke ich:
„Heim, nichts wie heim, zurück nach Roden!!“

Anmerkung:

Das Rosenkranzgässchen ist eine kurze Wegstrecke hinter den Häusern im Alten Weg, nahe der kleinen Bahndammunterführung. Auf dem Weg zur Kirche wurde hier bereits der Rosenkranz gebetet. Daher der Name.

Ein Markttag in Roden (von Walter Schmolenzky)

So oder so ähnlich, könnte es in früher Zeit an einem Markttag in Roden zugegangen sein:
Schon vor Sonnenaufgang bauten die Rodener Marktfrauen und die örtlichen Bauern ihre Verkaufsstände auf dem Marktplatz vor der kleinen Dorfkirche in der Kirchengass auf, bevor die ersten Bauersleute aus Dillingen, Saarwellingen und Fraulautern eintrafen. Den Abschluß bildeten vermutlich die Händlerschaft aus dem nahen Primstal, die Gaubauern und die Lisdorfer Gemüsebauern mit ihren Hotten und Traglasten.
Auf den Händlertischen fand sich dann alles, was die fruchtbare Erde in Roden und der Umgebung in Feld und Flur oder auch in den eigenen Hausgärten hat wachsen lassen. Daneben lagen die frischen Eier, die Erzeugnisse aus der eigenen Hausschlachtung: Wurst, Schinken und Speck. In Laufkäfigen befanden sich gackernde Hühner, schnatternde Gänse und hoppelnde Hauskaninchen und unter dem Tisch lagerte der „Selbstge- brannte“, der nach der Marktordnung nicht angeboten werden durfte. In großen Bottichen schwammen dicke Karpfen sowie die in der Nacht von Rodener und Wallerfanger Fischern aus der Saar, Prims und Nied ge- fangenen Aale, Lachse und Forellen.
Einmal im Jahr fielen Markttag und Jahrmarkt zusammen. An einem solchen Tag brachte dann das fahrende Volk aus Schaustellern, Musikern, Gauklern und Moritatensängern eine besondere farbige Note in das gewohnte Marktbild. In ihrem Gefolge kamen Stoffhändler, Tuchmacher und Leinenweber, die der Hausfrau feine Tücher, Webwaren und Leinen anboten. Desweiteren Bürstenmacher, Kerzenmacher, Samenhändler, Gewürzkrämer, Goldschmiede. Kunstschmiede, Spengler, Töpfer und Seiler. Besenbinder, Bollenmacher und Kesselsflicker rundeten wohl das Bild jener Händlerschaft ab. Sie alle hofften auf zahlungskräftige Kundschaft. Hatten sie doch zum Teil weite Wege zurückgelegt und erwarteten nun gute Geschäfte. Das erwarteten auch die einheimischen Lauer und Gerber, die kerniges Leder für Schuhe, Gürtel und fertige Lederwamse anboten. Gut besucht waren auch die Zelte der Wunderheiler und Quacksalber, die ihrer Kundschaft heilsame Kräuter, Elixiere, Salben und Hasenschmalz gegen Wundschmerz verkauften. Vermutlich hatte auch Hanno Hirsch, ein Rodener Heiler, sein Zelt aufgestellt und verordnete den leichtgläubigen Leuten seine selbst hergestellten Arzneien. Der Chirurgus am Markteingang lockte die Leute an in dem er ausrief, er habe an der Pariser Sorbonne studiert und verstünde sich vortrefflich auf das Beseitigen von Warzen und Überbeinen und auf das schmerzlose Anlegen von Blutegeln. Ein paar Schritte weiter saßen Kartenlegerin und Wahrsager, um den Besuchern die Zukunft vorherzusagen oder das Schicksal weiszusagen. Da die Menschen in jenen Tagen noch recht abergläubisch waren, verließ manch einer die beiden entweder weinend oder freudestrahlend ob des vorhergesagten Erbes. Hinter der kleinen Kirche, auf einer Wiese, fanden sich Bauern und Viehhändler ein. Rinder und Pferde wurden von den Bauern eingehend begutachtet, indem man das Gebiß und die Hufe prüfte. Wurde man nach langem Feilschen handelseinig, wurde das Geschäft mit einem festen Handschlag besiegelt. Bis in den späten Nachmittag wurde an den Ständen und Buden gekauft, gehandelt und gefeilscht.
Danach suchte man die angrenzenden Gastwirtschaften auf, um bei einem Glas Wein der Sorten „Ihner Hundsärsch“, „Felsbergscher Schloßberg“, „Limberger Sonnenkupp“ oder mit einem Humpen aus den damaligen „Klosterbrauereien“ und einem Gläschen „Kerlinger Quetschenschnaps“, den Markttag ausklingen zu lassen. Viele zählten dabei ihre Einnahmen, die aus Albus, Dublonen, Edelrosen, Jakobiner, Trierer Taler oder anderen Münzen bestanden, die bunten Zahlungsmittel in jenen Tagen. Manche prallgefüllte lederne Bauchtasche enthielt auch schon einmal die ein oder andere Goldmünze, einen sogenannten Friedrich d`or.
Zu vorgerückter Stunde und einem Glas zuviel kam es in der Regel zu heftigen Raufereien, an denen sich besonders die kräftigen Gerbergesellen und die groben Saarhalfen beteiligten. Erst die Obrigkeit konnte die Streithähne auseinander bringen und für Ruhe sorgen.
So oder so ähnlich, könnte schließlich ein Markttag in Roden zu Ende gegangen sein.
Quellen:
„Wallerfangen und seine Geschichte“, Märkte und Gasthäuser, Theodor Liebertz, 1953, S. 100
In der Ausgabe von 1933 „Roden im Wandel der Jahrhunderte“ von Dr. S. Delges, ist auf Seite 80 zu lesen: … ….dass der oben erwähnte „Hanno Hirsch aus Roden wegen mehrfacher Kurpfuscherei und dem Verkauf von Arzneimitteln zu einer Geld- und Haftstrafe verurteilt worden ist“.
Bild Saarlouis: Erik Kien

Der heilige Nikolaus

Der Name NIKOLAUS ist vom griechischen Namen „Nikólaos“ abgeleitet und bedeutet etymologisch „der mit dem Volk siegt“. Dieser Name war in der griechischen Literatur sehr verbreitet. Im ganzen Neuen Testament kommt der Name nur einmal vor. Das spricht dafür, dass die Verwendung dieses Namens ausschließlich den hellenistischen Gruppen in der jungen Christengemeinde vorbehalten blieb. Jene Gruppen arrangierten sich mit
dem römischen Götter- und Kaiserkult, um ihre gesellschaftliche Stellung als Christen zu verbessern. (Personen Lexikon zum Neuen Testament, Verlag Patmos, Düsseldorf 2004, die Seiten 231/32)
Der NIKOLAUS zählt zu den am meist verehrten Heiligen der Christenheit. Dieser lebte vermutlich von 270 bis 342 und war Landbischof von Myra an der heutigen türkischen Mittelmeerküste. Um dessen Gestalt ranken sich zahlreiche Legenden und Wunderberichte, die zunächst in der Ostkirche, seit dem 8./9. Jahrhundert auch in der Westkirche, Verbreitung fanden. [1]
Dabei sind offensichtlich Begebenheiten aus dem Leben des Abtes
NIKOLAUS von Sion bei Myra und des Bischofs von Pinora, der am
10. Dezember 564 verstorben ist, mit jenen des schon früher leben-
den NIKOLAUS von Myra vermischt worden. [2]
Eine zeitgenössische Lebensbeschreibung fehlt, auch seine Teilnahme am Konzil von Nizäa wird heute als legendär beurteilt. Das älteste Textzeugnis stammt aus dem 6. Jahrhundert: die Legende der wunderbaren Rettung von drei unschuldig zum Tode verurteilten Feldherrn durch das Eingreifen des Bischofs.
Begünstigt durch die aus Byzanz stammende Kaiserin Theophanu, der Gemahlin Kaiser Otto II., hat sich der NIKOLAUS-Kult verstärkt im 10./11. Jahrhundert auch im Westen verbreitet. Im Jahre 1087 wurden die Gebeine des NIKOLAUS von Myra in die italienische Hafenstadt Bari überführt. Deshalb gilt NIKOLAUS als der Patron der Seefahrer. Denn in der Rettung Schiffbrüchiger liegt hier der Ursprung. [3] Weiterhin ist der hl. Nikolaus Schutzpatron der Bäcker, der Bauern, der Bierbrauer, der Schnapsbrenner und der Kaufleute.
Der Reformator Martin Luther lehnte den Nikolaus als Gnadenbringer in der Weihnachtszeit ab und ersetzte ihn durch den heiligen Christ. Der Herzog von Mecklenburg schaffte im Jahre 1682 den Nikolaustag einfach ab und stellte die Beibehaltung von Nikolauszeremonien unter Strafe. So findet man heute in den vorwiegend protestantischen Gegenden wie im Norden und Osten Deutschlands und in den angelsächsischen Ländern den Weihnachtsmann mit einem rotem Mantel und mit roter Mütze als Gabenbringer zur Weihnachtszeit. [4]
In den Zwanziger Jahren wurde versucht, die NIKOLAUS-Bräuche
in einen Zusammenhang mit der alten germanischen Mythologie zu
bringen. Doch wird dies heute weitgehend verworfen.
Aus der Verschmelzung von Knecht Ruprecht und NIKOLAUS ent-
stand zunächst im 19. Jahrhundert die Figur des Herrn Winter, aus
der sich nun im Zeitraum zwischen 1840 und 1850 der Weihnachts-
mann entwickelte. [3] In Deutschland tritt Knecht Ruprecht im 18.
Jahrhundert als Gehilfe des hl. Nikolaus auf. Am Mittelrhein nennt
man diese dunkle Gestalt Pelznickel, in Österreich Krampus oder
Bartel. [4]
Der Festtag des Heiligen wird am 6. Dezember begangen. Es ist ein
Brauch, am Nikolaustag die Kinder zu beschenken. [2] Bis zum Jahr
1969 war Nikolaustag sogar ein kirchlicher Feiertag, erst Papst Paul
VI. änderte diese Regelung. [4]
Der heilige NIKOLAUS gehört eindeutig zum Personenkreis der „Volksheiligen“. Über die Verehrung Verstorbener als Heilige und ebenfalls die Einführung neuer Heiliger in einer Diözese entschied bis zu einer päpstlichen Neuregelung die „vox populi“ bzw. die Genehmigung des Bischofs. Im Jahre 1234 reservierte Papst Gregor IX. (um 1167-1241) das Privileg der Heiligsprechung dem apostolischen Stuhl. [5]
Durch die italienische Hafenstadt Bari verbreitete sich die Verehrung des heiligen Nikolaus als Schutzpatron der Seeleute. Auch im Bereich der Binnenschifffahrt genoss der heilige Nikolaus großes Ansehen. So existierten in früheren Jahren noch Schiffsprozessionen zu seinem Gedenken auf dem Rhein. Auch das ehemalige in Duisburg-Ruhrort angesiedelte Schifferkinderheim Nikolausburg für Angehörige der jeweiligen Schiffsbesatzungen auf den Binnengewässern ist mittlerweile
Bestandteil der Geschichte.
ANMERKUNGEN
[1] Im Laufe des 4. Jahrhunderts gewannen die
Bischöfe größerer Städte immer mehr an Einfluss.
Die Synode von Serdica (343) verbot geradezu, in
Dörfern und kleinen Städten einen Bischof aufzu-
stellen. Die Synode von Laodicea (um 380) will
die Land- oder Chorbischöfe durch Periodeuten
(visitatores, circumitores -Besucher-) ersetzt
wissen, die im Auftrag des Bischofs als einfache
Presbyter von der Stadt aus die Landgemeinden seel-
sorgerich betreuten. (Bihlmeyer – Tüchle, KIRCHEN-
GESCHICHTE, Erster Teil: Das christliche Altertum,
erschienen im Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn
1951, § 62,1)
[2] Manfred Becker-Huberti / Helmut Lotta, KATHO-
LISCH (A-Z), Das Handlexikon, Verlag Herder, Frei-
burg (Breisgau) 2009, Seite 173.
[3] THEOLOGEN, HETZER, HEILIGE (Kleines Personen-
lexikon der Kirchengeschichte), Verlag C. H. Beck,
München 2001, die Seite 292. / Beiträge zur Ge-
schichte des christlichen Altertums und der By-
zantinischen Literatur (Festgabe Albert Ehrhard
zum 60. Geburtstag), Nachdruck bei Edition Rodopi,
Amsterdam 1969, Seiten 392/93.
[4] Die wichtigsten Gedenk- und Feiertage (Religi-
öse und nationale Feiertage weltweit), Chronik Ber-
telsmann, Wissen Media Verlag, Gütersloh/München
2009, die Seiten 66 + 67.
[5] Bihlmeyer – Tüchle, KIRCHENGESCHICHTE, Zweiter
Teil: Das Mittelalter, Verlag Ferdinand Schöningh,
Paderborn 1948, § 100,3.

Nachruf Amalia Freyermuth, Roden

Amalia Freyermuth, geborene Huwig, am 03. April 1930, war eine beeindruckende Zeitzeugin, die die Herausforderungen und Veränderungen der Weltgeschichte miterlebte. Ihre Erinnerungen an die Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg sind wertvolle Zeugnisse einer bewegten Epoche.
Mit ihren Erzählungen im Buch „Rodener erzählen aus vergangenen Tagen“ trug sie dazu bei, die Vergangenheit lebendig zu halten. Ihre Geschichten spiegeln nicht nur persönliche Erlebnisse wider, sondern auch die Erinnerung einer Generation, die viel durchgemacht hat.
Wir erinnern uns an Amalia als eine Frau, die ihre Erfahrungen mit Offenheit und Ehrlichkeit teilte. Ihr Vermächtnis wird in den Herzen derer weiterleben, die das Glück hatten, sie zu kennen. Sie hinterlässt eine Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird, doch ihr Geist und ihre Geschichten werden stets in uns weiterleben.
Möge sie in Frieden ruhen und ihre Erinnerungen uns weiterhin inspirieren.
Rodena Heimatkundeverein Roden e.V.

Amtseinführung des neuen Saarlouiser Oberbürgermeister Marc Speicher

Am heutigen Vormittag fand im Theater am Ring die feierliche Amtseinführung des neuen Oberbürgermeisters von Saarlouis, Marc Speicher, statt. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und zog zahlreiche Gäste an.    weiterlesen …

1. Teil – Die Burrgass und die Rodener Saarwiesen – Einer schönsten Spielplätze in Roden (von Walter Schmolenzky)

Wir Kinder aus der Herrenstrasse, das waren die Buben Armin, Gerd, Willi, Wolfgang und andere, wir hatten in der Burrgass und in den Saarwiesen den schönsten Spielplatz, den man sich als Kind wünschen konnte.

In den weiten Wiesen fühlten wir uns wie die Indianer in der Prärie. Ein iesiger Abenteuerspielplatz zwischen dem Ellbach, der Saar und der sogenannten Vogelspitze. Neben Ellbach und Saar durchzogen noch eine Reihe kleinerer Entwässerungsgräben die Wiesen, die voller Leben, reich an Fischen, Fröschen und Molchen waren. Wir fingen Stichlinge und Kaulquappen und hielten sie Einweckgläsern. Verirrten sich Forellen aus Ellbach in die Wassergräben, so haben wir diese gefangen und neben Froschschenkeln am Lagerfeuer gegrillt und gegessen. Ein wahrer Leckerbissen, der auch heute jeden Gourmet begeistern würde.

In der Burrgass, daher auch der Name, befand sich eine Quelle, ein Borren/Born. Aus einem dicken Rohr strömte ständig frisches, herrlich kühles Quellwasser. Hier stillten wir unseren Durst und trugen das Wasser in Flaschen und Kannen nach Hause. In der Dorfsprache wurde
die Quelle die „Wäsch“ genannt. Bis in die Nachkriegszeit ist hier noch vereinzelt Wäsche gewaschen und auf den Wiesen gebleicht worden. Unterhalb des Waschplatzes wurde der Quellbereich auch als Viehtränke genutzt.

Schilfgürtel, die so dicht waren, dass sie uns Kinder wie ein undurchdringlicher Dschungel vorkamen, durchzogen an einigen Stellen die Wiesen. In diesem Röhricht bauten wir aus Weiden und Schilfrohr unsere Hütten. Aus biegsamen Weiden schnitzten wir Pfeil und Bogen und aus einer Astgabel fertigten wir eine Schleuder. Gut versteckt hielten wir am Lagerfeuer Kriegsrat und beratschlagten, in welchem der nahegelegen Schrebergärten wir Kirschen klauen wollten. Dabei mussten wir acht geben, dass uns mein Onkel Josef (Gombert), der in dieser Zeit Feldschütz war, nicht erwischte. Oft genug hatte er uns nämlich beim Nacktbaden in der Saar aufgescheucht.Wir Kinder hatten großen Respekt vor ihm, aber er hat er uns nie Angst eingeflößt.

Damals hatten Saar und Ellbach einen anderen Verlauf und waren nicht begradigt. In natürlichen Windungen, die Ufer mit hohen Weiden und Pappeln gesäumt, schlängelten sich beide durch die Wiesen. Dort, wo der Ellbach in die Saar mündet, haben die meisten von uns schwimmen gelernt. Das Wasser war hier seicht und flach. Unter Anleitung der älteren Brüder wurden im etwas tieferen Wasser die ersten Schwimmversuche unternommen. Später – wir konnten es kaum erwarten – haben wir dann, in Begleitung der Älteren, erstmals die Saar, die an dieser Stelle nicht allzu breit war, zum Wallerfanger Ufer überquert. Stolz, aber auch ein wenig ängstlich, waren wir nach dieser Mutprobe.

Im Sommer waren die Wiesen ein einziges Blumenmeer aus kniehohen Margeriten, Wiesenschaumkraut und anderen Blumen. Manchen Blumenstrauß zu Muttertag oder zu Fronleichnam haben wir hier gepflückt. Zwischen den Blumen und Gräsern summten und brummten Bienen und Hummeln. Artenreiche Schmetterlinge bevölkerten die Wiesen und im Gras brüteten die heute schon selten gewordene Grasmücke und die Lerche.

Im Herbst, wenn die Wiesen gemäht und das Heu in den Scheunen war, ließen wir selbst- gebastelte Drachen steigen. Mangels besserem Materials – es war schließlich die Nachkriegszeit – bestanden unsere Drachen aus dem Papier alter Zementtüten und aus dünnen Weidenruten. Die einfache Konstruktion wurde mit Schnur zusammengehalten und das Papier mit Mehlpappe verklebt. Und dennoch stiegen unsere Drachen in schwindelerregende Höhen.

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