Schlagwort-Archive: Rodena Heimatkundeverein Roden

Der erste Kornkasten

Der erste Kornkasten

In Roden war es bis vor kurzem noch Brauch, am Vorabend des Donatustages zu Ehren des Ortspatrons das erste Korn zu schneiden und daraus einen Kornkasten zu errichten, Noch in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts, waren die Kornkasten  am zweiten Julisonntag auf allen Rodener Feldern zu sehen. In der heutigen Zeit ist dieser alte Rodener Brauch fast in Vergessenheit geraten und man sieht nur noch ganz vereinzelt einen Kornkasten auf einem Rodener Feld stehen.

Warum dieser Brauch an den Wetterheiligen Donatus geknüpft ist, lässt sich heute nicht mehr Feststellen. Möglicherweise wurde ein althergebrachter Erntebrauch mit den in Roden neu eingeführten Heiligen, auf die Ernte vor Hagel schützen sollte,  in Verbindung gebracht. In Roden selbst existiert eine alte Sage, die den Brauch erklärt.

In  alter Zeit, als unser Stadtteil noch ein kleines Bauerndorf gewesen, begab es sich am zweiten Sonntag des Sommermonds. Wiederum wie in den Jahren vorher hatte das fromme Kirchenvolk von Roden die hl. Reliquie seines Ortspatrons in einem feierlichen Umgange durch die Fluren getragen und war nun bereit, mit Gebet und Gesang heimzukehren, um im Gotteshaus St. Donatus Dank zu sagen für den Schutz, auf seine Fürbitten hin, den Äckern und Feldern hat angedeien lassen. Da – und manch ängstliches Herz zitterte vor Schrecken –  geschah dass sich der Himmel in rasender Schnelle  mit dunklen Wetterwolken verhüllte, und ehe sich die Prozession umsehen hatte, rollte der Donner, immer schwerer und drohender zuckten grelle Blitze unheilbringend zur Erde, dann brach ein Sturm los, voll von grausamer Gewalt dass den Menschen den Atem verschlug. Die Schleusen des Himmels aber schienen geöffnet; denn ein Regen, wie er vor dem noch nie erlebt worden war, jagte seine Wasser, reißenden Bächen gleich, hernieder. Weit und breit jedoch war weder Baum, Strauch, noch Hütte gegen solche Unbill Schutz gewährt hätten. Doch nein, dort auf dem Acker standen wirklich und wahrhaftig ein paar Kornkasten!  Sie gehörten einem armen Bauern. Acht Kinder hatte er, und acht hungrige Mäuler wollten gesättigt werden. Da aber Mehl und Korn vorzeitig zur Neige gegangen waren, hatte der treubesorgte Familienvater, um neues Brot zu schaffen, bereits jetzt schon die Sichel auf’s Feld getragen. Und nun boten seine Kornkasten willkommenen Schutz, vor allem dem greisen Pfarrherrn, der die Reliquie des Heiligen trug.  Priester und Volk wandten sich aber zudem in flehendlichem Gebet an ihren Ortspatron heißer und inniger als jemals zuvor rang sich von ihren Lippen die Bitte:. Heiliger Donatus bitt Gott für uns!

Wenn der Himmel Zorn erglüht Feuerpfeile wirft die Macht wende ab die Todessperre, scheuch die schwarze Wetternacht, Hl. Donatus, Ora pronobis!, und siehe, schneller als gekommen, verlief sich das Unwetter seitdem aber so sagen die alten Leute ist es in Roden ungeschriebenes Gesetz, das am Donatustage die ersten Kornkasten stehen. Die Pfarrer in Roden nach der ersten urkundlichen Erwähnung des Donatuskultes (Nikolaus Bildhauer, Pfarrer in Roden 1756 – 1763) und Johann Altmaier (Pfarrer in Roden 1763-1794)

Vgl.: Mangold, Karl: Der 1. Kornkasten

Quelle: Geschichte der Kreisstadt Saarlouis, Band 6

Roden – Traditionsbewusstes  Dorf und moderner Stadtteil.)

Autor: Marc Finkernberg

Eine Erzählung aus der Nachkriegszeit in Roden

 von Walter Schmolenzky
Anfang der 1950-iger Jahre, ich war etwa 12 Jahre alt, war ich Kegeljunge im Kegelclub meines Bruders, Hans. Zu dem Club gehörte ein Kegelbruder, den alle nur den „Legionär“ nannten. Manchmal durfte ich nach dem Kegeln noch etwas bleiben. Man bestellte mir ein Glas Cola, damals „Becker Cola“ und ich hörte den Gesprächen der Älteren zu. Vieles von dem habe ich damals nicht verstanden, wobei das meiste für Kinderohren auch nicht bestimmt war. Wo ich ein wenig zuhören durfte, bevor man mich nach Hause schickte und was mir bis heute in Erin- nerung geblieben ist, war die eindrucksvolle Geschichte von Willi, dem Legionär. Meistens begann es in der Runde mit den Worten seiner Kegelbrüder:
„Willi“, erzähl uns doch etwas aus deiner Zeit in der Légion Étrangère! Wenn Willi dann zu erzählen anfing, lauschte nicht nur ich:
„Es war im Jahre 1946, als ich mich nach einer durchzechten Nacht in der Innenstadt in Saarlouis in einer jener einschlägigen Kneipen, die in diesen Tagen noch vielfach ohne Konzession arbeiteten und mit viel Geschick die Sperrstunden und die Kontrollen der Gendarmerie um- gingen, von einem französischen Werber für die Fremdenlegion anwerben ließ. Ich glaube, es war in einem Hinterzimmer der Schank- räume „Zum grünen Baum“ oder beim „Panzer Jakob“, in denen damals der auf Schwarzmärkten organisierte Alkohol ausgeschenkt wurde“.
Die meisten Menschen haben heute sicher kein Verständnis dafür, wenn jemand wie ich, der die Schrecken des Krieges als junger Soldat der Wehrmacht hautnah miterlebt hat, sich schon wieder, wenige Monate nach Kriegsende und nach der Freilassung durch die Amerikaner, erneut für den Dienst an der Waffe entschied. Um einen solchen Schritt vielleicht ein wenig zu verstehen und nicht vorschnell zu verurteilen, sollte man schon ein wenig über die damaligen Verhältnisse wissen:
„Der 2. Weltkrieg war gerade vorbei und staatliche Strukturen mussten erst wieder neu geschaffen werden. In der fast völlig zerstörten Stadt lebten auf engstem Raum Einheimische, obdachlose Flüchtlinge, durch- ziehende Kriegsgefangene, die auf der Suche nach ihren Angehörigen waren und versprengte Zwangsarbeiter verschiedener Nationen. Strandgut des Krieges, das sich in den Räumen der alten Kasernen und den Kasematten notdürftig eingerichtet hatte. In den Notunterkünften, vielfach nur Kellerräume, herrschte Hunger und Elend. Besonders litten in jenen Tagen die Kinder, Alte und Kranke. Der Schwarzhandel blühte und im täglichen Überlebenskampf kam es auch immer wieder zu Über- griffen. Es gab eine hohe Kriminalitätsrate. Fast schon Anarchie. Dazwischen Französische Soldaten und Kolonialsoldaten aus dem Maghreb und dem Senegal. Und eine in weiten Teilen völlig überfordete Militärverwaltung sollte in diesem Pulverfass, in dem auch Gewaltver- brechen geschahen, für Recht und Ordnung sorgen. Es gab Bereiche in der Stadt, etwa um die alten Festungsanlagen und den Stadtgarten, die selbst tagsüber gemieden wurden. Nachts waren in den Ruinen gewalt- bereite Plünderer, windige Geschäftemacher und zwielichtige Werber und Schlepper unterwegs, um Männer für die Legion oder für andere Zwecke zu gewinnen. Täglich wechselnde Gerüchte, die insbesondere Männer beunruhigten, machten die Runde:
„Die Besatzer würden gesunde, arbeitsfähige Männer zu lebenslanger Zwangsarbeit nach Sibirien oder in die Kohlegruben nach Frankreich deportieren. Alle zeugungsfähigen Männer werde man zwangssteri- lisieren. Heiraten, Tabak und Alkohol werde für alle Deutschen verboten“.
Bei solchen Zukunftsaussichten und in einem Umfeld von Chaos und Zerstörung war es daher nicht besonders schwierig, junge Männer ohne jegliche familiäre Bindung und Zukunft, für die Fremdenlegion zu rekrutieren. Auch ich, ohne Ausbildung und Beruf, keine Perspektive, die Mutter gestorben, der Vater im Krieg gefallen, das Elternhaus zerbombt, fiel den Versprechungen und Überredungskünsten eines geschulten Werbers zum Opfer und fand mich nach jener durchzechten Nacht in einem kleinen schäbigen Zimmer in Creutzwald wieder und hatte einen Kontrakt für fünf Jahre Legion in der Tasche.
Ohne Abschied von meiner Schwester, der einzigen noch lebenden Angehörigen nehmen zu können, wurde ich in Begleitung eines Adjudanten über Metz mit dem Zug nach Marseille gebracht. Von hier ging es mit dem Schiff nach Oran, in Nordafrika. An Bord des Schiffes junge Männer, darunter auffallend viele Deutsche, die wie ich ange- worben worden waren. Später erfuhr ich, dass darunter auch Kriegs- gefangene waren, die man vor die Wahl gestellt hatte:
„Fremdenlegion oder eine unbestimmte Zeit Lagerhaft“
Vom Hafen in Oran ging es dann weiter nach Sidi-Bel-Abbès, dem Zentrum der Legion in Algerien. Hier angekommen, habe ich eine kurze aber harte Ausbildung, die sich im wesentlichen auf die Handhabung der Waffen und das Erlernen der französischen Befehlssprache beschränkte – als ehemaliger Soldat der Wehrmacht brachte ich ansonsten die besten Voraussetzungen mit – durchgemacht, bis ich das „Képi blanc“ erhielt. Jetzt war ich ein vollwertiges Mitglied der glorreichen Legion! Danach begannen fünf lange Jahre, eine Ewigkeit, die ich mit Gottes Hilfe heil und gesund überlebt habe“.
Willi, der mit drastischen Worten den harten militärischen Alltag wäh- rend seines Aufenthaltes in den Camps in der Sahara beschrieb, erzählte auch über seine Kriegseinsätze in Nordafrika und Indochina. Diese Schilderungen, in denen er auch heftige Kritik an der politischen und militärischen Führung der Franzosen übte, habe ich nur am Rande mit bekommen, weil man mich vorher nach Hause schickte. Mir ist nur in Erinnerung geblieben, dass es sich dabei um besonders schlimme und gefährliche Einsätze, wie sich jeder denken kann, gehandelt haben muss. Mit vielen Toten und Verwundeten.
Am liebsten aber hörten ihm seine Freunde zu, wenn er ihnen erzählte, wie er mit seinen Kameraden im Fronturlaub in den exotischen Städten in Nordafrika und Indochina um die Häuser zog. Nach dem er ein paar Einzelheiten aus dem asiatischen und orientalischen Nachtleben zum Besten gegeben hatte, schloss er in der Regel seine Erzählungen mit den Worten:
„So Freunde, das war`s für heute! Bedienung, eine Runde, für mich einen Pinard, einen algerischen Vin Rouge“!
Nachtrag:
Gekegelt wurde damals beim hä(ei)ligen Josef in der Herrenstraße oder beim Pulchen in der Winterstraße. Neben Willi, dem Legionär, der nach meiner Erinnerung in der unteren Lorisstraße (früher Sandkaul) wohnte, der Nachname ist mir nicht bekannt, sind mir aus den Kegelabenden noch weitere Personen bzw. deren Spitznamen in Erinnerung geblieben:
Da war der „Aschie“, einer der besten Fußballspieler des SC Roden in jenen Tagen. Oder „Bläses Hansi“, Trainer und Spieler aus der Sand- kaul. Es gab den „Heyhner Neckel“ (wohl Hühner Nickel!!!!), Glaser aus der Wintergass. Nicht zu vergessen den „Polo“ Bäcker, Konditor, Wirt und Fasendoriginal, (sein Markenzeichen: Polo-Zigarette). Und schließlich den „Piff“ (vom Nachnamen Pfeiffer abgeleitet) aus der Herrenstraße. An ihn kann ich mich noch am besten erinnern, weil er immer dann, wenn er zu tief ins Glas geblickt hatte, das etwas abgewandelte Lied von Rudi Schuricke wie folgt sang:
„Bella, bella, bella Marie“, ich häng dich auf und schneid dich ab morgen früh, bella, bella Marie das vergisst du nie!!!!!!!!!!!!
Ab und an schaute auch ein Mann mit Namen Albert Z., der ein Holzbein trug und aus der Thirionstraße (Kirchengass) stammte, auf der Kegelbahn vorbei. Es wurde erzählt, er sei ebenfalls in der Legion gewesen und habe dort sein Bein verloren. Andere meinten, er habe das Bein im 2. Weltkrieg verloren. Ich erwähne ihn, weil sein späterer Freitod in Roden hohe Wellen schlug und im Kegelclub für reichlich Gesprächsstoff sorgte. Hatte er sich doch filmreif, ich glaube es war in der Gaststätte „Tempo“ am Bahnhof, aus dem Leben verabschiedet, in dem er eine Flasche Pflanzenschutzmittel E-605 in Anwesenheit zahlreicher Gäste leerte. Manch einer sah in der spektakulären Art des Freitodes eine heroische Tat. Für die meisten aber, die sein Schicksal kannten, war dieser bedauernswerte Mensch eigentlich nur ein weiteres sinnloses Kriegsopfer, das an der illusionslosen Nachkriegszeit und an seiner schweren Kriegsverletzung verzweifelt ist.
Bei der eingangs erwähnten Schankwirtschaft zum „Panzer Jakob“ handelte es sich um eine kleine Einraumgaststätte in der damaligen „Soppengass“ in Saarlouis. Der Gastwirt hieß mit richtigem Namen Jakob Pfeiffer. Man nannte ihn „Panzer Jakob“, weil er im 2. Weltkrieg als Panzerjäger mehrere Panzer zerstört – und über eine Reihe von Aus- zeichnungen verfügt haben soll Sein Gastraum soll auch ein beliebter Treffpunkt für Veteranen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg gewesen sein.

Christi Himmelfahrt

Bischof Mamertus im 5. JahrhundertBittprozessionen =  FlurprozessionenBitttage im vorausgehenden ZeitraumChristi Himmelfahrt – 40 Tage nach Osterneigenständiges Fest seit 370Festtag am DonnerstagNonne Egeria aus JerusalemTagesausflug von MännergruppenVatertagVerbundenheit mit dem Pfingstfest
Zu den hohen christlichen Festen zählt auch der Tag „Christi Himmelfahrt“. Er wird 40 Tage nach Ostern gefeiert. Die Himmelfahrt des auferstandenen Jesus gehört zum Urbestand des christlichen Glaubens. Sie wird sowohl im Lukasevangelium (24,50-52) als auch in der Apostelgeschichte (1,1-11) be-
schrieben. Dazu zählen die aufgenommenen Berichte, dass sich Jesus nach seiner Auferstehung in wiederholter Weise seinen Jüngern gezeigt und mit ihnen gesprochen hat. Im Katechismus der katholischen Kirche wird diese Himmelfahrt Jesu als der endgültige „Eintritt seiner menschlichen Natur in die göttliche Herrlichkeit“ erklärt.
In der frühen Christenheit war das Gedächtnis an die Himmelfahrt Jesu zunächst mit dem Pfingstfest verbunden. Seit 370 kann Christi Himmelfahrt als ein eigenständiges Fest 40 Tage nach Ostern nachgewiesen werden. So fällt demnach Christi Himmelfahrt stets auf einen Donnerstag und ist bei uns in Deutschland, in der Schweiz, in Österreich und auch in vielen anderen katholisch geprägten Ländern ein gesetzlicher Feiertag. [1]
Das liturgische Fest der Himmelfahrt Christi ist seit 383/384 durch den Pilgerbericht der Nonne Egeria in Jerusalem bezeugt.
Traditionell gehen in der katholischen Kirche dem Tag „Christi Himmelfahrt“ (Montag, Dienstag und Mittwoch) Bitttage voraus. Dieser Brauch wurde im 5. Jahrhundert durch Bischof Mamertus erstmals in der römischen Kirche eingeführt. Bald erfolgten an den drei Tagen Bittprozessionen von Ort zu Ort, um für eine gute Ernte zu beten.
Einem vorausgetragenen Kreuz folgte zunächst der Priester und anschließend die Gläubigen der Gemeinde. Bis heute haben sich in traditionell katholischen Gegenden kleinere Flurprozessionen etwa zu Wegkreuzen oder Feldkapellen erhalten, die abends meist in weltlichen Tanz- und Sportfesten münden.
Auf weltlicher Ebene hat sich in Deutschland der Feiertag zum sogenannten „Vatertag“ entwickelt. Dabei ist es der Brauch, dass Männergruppen z. B. mit einem Bollerwagen unter oft reichlichem Alkoholgenuss durch die Umgebung ziehen. Seltener wird der „Vatertag“ zum Anlass eines Tagesausflugs mit der ganzen Familie. Dieser Brauch ist sehr wahrscheinlich aus einer Mischung von Bittprozessionsfeiern mit der aus altgermanischer Zeit herrührenden jährlichen Flurumgehung von Grundeigentümern entstanden. [2]
ANMERKUNGEN
[1] Manfred Becker-Huberti / Ulrich Lota, KATHOLISCH (A-Z), das Handlexikon, Verlag Herder, Freiburg (Breisgau) 2009, Seite 49.
[2] Die wichtigsten Feier- und Gedenktage (Religiöse und nationale Feiertage weltweit), Bertelsmann Chronik, Wissen Media Verlag, Gütersloh/München 2009, Seiten 36 + 37.

Muttertag

1858: Mother’s Work Day1908: Allgemeiner Gedenktag für alle Mütter1910: Einführung des Muttertages als Gedenktag im US-Bundesstaat West-Virginia1914: staatlicher Feiertag in den USA1923: offizielle Feier des Muttertags in Deutschland1933: Muttertag wird durch die Nationalsozialisten zum Feiertag 2. Sonntag im Mai (Präsident Wilson)Anna Maria Jarvis (1864-1948) Etablierung durch den Verband der Deutschen Blumengeschäftsinhabe rExport durch die Heilsarmee nach Europa Göttermutter Kybele als Magna Materim Wettbewerb zum Internationalen Frauentag am 8. MärzJulia Ward Howe (1819-1910) Mutterkult in Griechenland und Kleinasien: Kybele und Rhea
1892 forderte die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Julia Ward Howe, in den USA einen nationalen Feiertag für die Mütter einzuführen, um die Mütter gemeinsam gegen den Krieg zu mobilisieren. Später nahm Anna Marie Jarvis (1864-1948) aus Philadelphia diese Idee wieder auf. [1] im Jahre 1908 rief diese Frau in den USA zu einem „General Memorial Day of all Mothers“ („Allgemeinen Gedenktag für alle Mütter“) auf. Sie wollte
hier ursprünglich an ihre eigene Mutter erinnern, die am zweiten Sonntag im Mai des Jahres 1905 gestorben war. Annas Mutter war ebenfalls eine Frauenrechtlerin gewesen und hatte schon 1858 einen „Mother’s Work Day“ organisiert. Anna Jarvis selbst blieb ledig und hatte keine Kinder. [2]
1910 wurde der Gedenktag schließlich im Bundesstaat West-Virginia eingeführt, andere Bundesstaaten folgten. [1] Schließlich erklärte der US-Kongress 1914 den Muttertag zum staatlichen Feiertag. Präsident Wilson legte diesen Tag offiziell auf den zweiten Sonntag im Mai. Er sollte als „öffentlicher Ausdruck unserer Liebe und Verehrung für die Mütter unseres Landes“ begangen werden. Die Heilsarmee brachte diesen Gedenktag nach Europa.
Dank der Werbekampagnen der Blumenzüchter und Floristen konnte sich der Muttertag etablieren. Die Schweiz übernahm ihn 1917. In Deutschland feierte man den Muttertag 1923 zum ersten Mal offiziell und bemühte sich noch 1926 mit begrenztem Erfolg um die staatliche Anerkennung. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er schließlich 1933 zum Feiertag erklärt. [2] Richtig etabliert hat ihn allerdings der Verband der Deutschen Blumengeschäftsinhaber. [1]
In Griechenland und Kleinasien gab es schon im Altertum einen Mutterkult. Der Gedenktag für die Göttermütter Kybele und Rhea wurde an den Iden des März (Mitte März) gefeiert. „Kybele“ war die „Große Mutter“ der kleinasiatischen Küstenvölker. Sie war zugleich Muttergottheit und die Fruchtbarkeitsgöttin. Als Mutter der olympischen Götter wurde „Rhea“ mit der kleinasiatischen Göttermutter Kybele (Magna Mater) gleichgesetzt. [3]
Der Muttertag steht heute im Wettbewerb zum Internationalen Frauentag, der am 8. März gefeiert wird. Im Westen Deutschlands hatte sich aber der Muttertag als der nationale Frauentag durchgesetzt. Im Osten Deutschlands hat der Internationale Frauentag als sozialistisches Erbe einen höheren Stellenwert.
ANMERKUNGEN
[1] Die wichtigsten Feier- und Gedenktage (Religiöse und nationale
Feiertage weltweit), Bertelsmann Chronik, wissenmedia Verlag,
Gütersloh/München 2009, Seiten 201 + 202.
[2] Hans-Peter Ebert, Festtage zum Nachlesen (Hintergründe zu Zeitrechnung und Brauchtum), DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2001, Seite 86.
[3] LEXIKON DER ANTIKE, Anaconda Verlag, Köln 2010, die Seiten
322 + 493.

DIE BEDEUTUNG VON OSTERN

Ab dem 18. Jahrhundert gilt der Hase als Frühlingsbote und OstersymbolAbleitung vom jüdischen Pessach-Festältester literarischer Beleg für Ostern beim Kirchenlehrer Beda Venerabilis (647-735) anderer Ostertermin bei den orthodoxen Kirchen wegen des julianischen Kalendersdas Pessach-Fest als Vorlage für das Osterfest war ursprünglich ein Hirtenfest Feier des Osterfestes in der Provinz Asia Proconsularis am 14. Nisan (Luna XIV)Feier des Osterfestes in romorientierten Kirchen am Sonntag nach dem 14. Nisanim 3. Jahrhundert Übergang zur römischen Sitte Ostereier als Nahrungsmittel für Kinder und Wöchnerinnen Ostern zum Gedenken an die Auferstehung Jesu Christi Pessach zum Gedenken an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Gefangenschaft Quadrodecimanerstreit zwischen Polykarp von Smyrna und Papst Anicetseit dem 1. Konzil von Nizäa (325) Feier des Osterfestes am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond seit dem 16. Jahrhundert Ostergottesdienst am Sonntag Tradition der Osterfeuer von Karsamstag auf Ostersonntagverschiedene Osterbräuche (Verschenken von Eiern.
An Ostern feiern die Christen die Auferstehung Jesu Christi. Es ist das älteste und höchste Fest im Kirchenjahr. Ein liturgischer Höhepunkt ist die Feier der Osternacht zwischen Karsamstag und Oster-sonntag. Das Osterfest ist aus dem jüdischen Passahfest (auch: Pascha oder Pessach) hervorgegangen, an dem die Juden die Befreiung der Israeliten aus Ägyptischer Gefangenschaft feiern.
Der Zeitpunkt der Osterfeier war nicht überall derselbe. In den romorientierten Kirchen wurde das Fest stets am Sonntag gefeiert, und zwar an dem Sonntag, der auf den 14. Nisan nach dem jüdischen Kalender fiel und folgte, in der Annahme, dass der Herr an einem Sonntag auferstand. In der Provinz Asia proconsularis aber hielt man es, und zwar unter der Berufung auf den Apostel Johannes, mit den Juden ohne Rücksicht auf den Wochentag stets am 14. Nisan (Luna XIV), am Todestag des Herrn selbst, sofern er am 14. Nisan starb (Quartodecimanismus). Hier gab es eine Auseinandersetzung zwischen Polykarp von Smyrna mit dem Papst Anicet in Rom. Zu einem Streit kam es aber unter Papst Viktor (189-198). Viktor exkommunizierte zunächst die Anhänger des Quartodecimanismus. Doch durch die Vermittlung des Irenäus von Lyon war bald der Friede wiederhergestellt. Im Laufe des 3. Jahrhunderts ließen schließlich die asiatischen Gemeinden, nur wenige ausgenommen, von ihrem Sonderbrauch ab. [1]
Viele Sprachen haben den aramäischen Namen dieses jüdischen Festes für das Osterfest übernommen. Der wohl älteste literarische Beleg für Ostern findet sich beim Kirchenlehrer Beda Venerabilis (647-735) mit „Eostro“. Aus dem griechischen „éos“ („Morgenröte“) entstanden sowohl das englische Wort „Easter“ als auch die deutsche Bezeichnung „Ostern“. Die Morgensonne steht symbolisch für den auferstandenen Christus. Seit dem 1. Konzil von Nizäa (325) wird Ostern am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert. Da die orthodoxe Kirche der Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. im Jahre 1582 nicht folgte, feiern Ost und West zumeist an unterschiedlichen Tagen.
Im Zusammenhang mit Ostern gibt es zahlreiche Osterbräuche. Der wohl bekannteste ist, bemalte Eier zu verschenken. [2] Hinzu kommen populäre Festpraktiken. Dazu gehörten mittelalterliche Passions- und Osterspiele, in denen biblische Erzählungen thematisiert wurden. Im Spätmittelalter fand sich die Praxis des Ostergelächters, mit denen die Gemeinde auf derbe Geschichten und Gesten in der Osterpredigt reagierte. Die Segnung der Speisen (Osterbrot) und gemeinsames Osteressen beschloss das vorangehende Fasten. Ostereier und Hasen sind heute Insignien von Ostern als Kinderfest, sie nehmen Bezug auf naturzeitliche Symbolik oder sind mit Elementen sozialer Praxis verknüpft. So gelten etwa „Eier“ religionsgeschichtlich als Fruchtbarkeitssymbole und versinnbildlichen im österlichen Konext den Ursprungsort neuen Lebens. Sie fungieren zugleich als
besondere Nahrungsmittel für Kinder oder Wöchnerinnen und als Abgaben des zu Ostern zu entrichtenden Zinses. Grundmotiv der christlichen Ostersymbolik sind der Kontrast, Übergang und Weg von Dunkelheit zu Licht. [3]
Bis zum 16. Jahrhundert wurden im Volksglauben die Ostereiervon ganz unterschiedlichen Tieren gebracht. In einigen Regionen kamen sie beispielsweise vom Fuchs, in anderen vom Hahn, vom Storch und vom Kuckuck. Spätestens ab dem 18. Jahrhundert ist nur noch der Hase als Frühlingsbote und Ostersymbol bekannt.
Der Hase ist das Tier der Liebesgöttin Aphrodite sowie der germanischen Erdgöttin Holda. Er ist aber nicht nur Götterbote, er ist auch ein altes Zeichen für das Leben und für die Fruchtbarkeit, da die Hasen im Frühjahr sehr vielen Jungen das Leben schenken.
In der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag oder in der darauffolgenden Nacht werden vielerorts Osterfeuer angezündet. Diesen Brauch kannten schon die Germanen. Das Feuer sollte den Winter, aber auch die Dämonen und Geister vertreiben. Darum wurden oft Strohpuppen in der Mitte des Holzhaufens aufgestellt und verbrannt.
Bis heute wird der Brauch, am Ostersonntag Feuerräder einen Berg herunterrollen zu lassen, gepflegt. Die brennenden Räder stellen ein Bild der Sonne und des ewigen Lebens dar.
Seit Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. sind jährlich wiederkehrende christliche Osterfeiern mit Gottesdiensten belegt. Diese wurden zunächst als Versinnbildlichung des Übergangs vom Tod zum Leben und damit der Auferstehung Jesu als nächtliche Eucharistie (als die Vigilien) begangen. Seit dem 6. Jahrhundert kontinuierlich auf den Karsamstagmorgen vorverlegt, gilt nun seit dem 16. Jahrhundert der Gottesdienst am Ostersonntag als eigentliche Osterfeier; die orthodoxen Kirchen haben die Nachtfeier bis heute als Hauptfest beibehalten.
Nimmt man als Ursprung für das Osterfest das jüdische Pessach, so ist bei dieser Feier ein Hirtenfest vorauszusetzen, an dem ein Lamm geschlachtet wurde. Darauf wird auch die Verbreitung des Osterlamms zurückgeführt. Denn im Christentum wurde das Osterlamm mit Christus gleichgesetzt (1. Korinther 5,7b). [4]
ANMERKUNGEN
[1] Bihlmeyer–Tüchle, Kirchengeschichte, Erster Teil: Das christliche Altertum, 12., verbesserte und ergänzte Auflage, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1951, § 25,3.
[2] Manfred Becker-Huberti / Helmut Lota, KATHOLISCH A-Z, das Handlexikon, Verlag Herder, Freiburg (Breisgau) 2009, Seiten 186/87.
[3] Taschenlexikon „Religion und Theologie“, Band 3: O-Z, Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, Seite 893.
[4] Die wichtigsten Feier- und Gedenktage (Religiöse und nationale Feiertage weltweit), Bertelsmann Chronik, Wissen Media Verlag, Gütersloh/München 2009, Seiten 32 + 33

DER PALMSONNTAG

feierlicher Einzug Jesu auf einem Esel in Jerusalem magische Wirkung der geweihten Zweige Palmsonntag = Beginn der Karwoche Symbolik der Palmzweige Tradition seit dem 8. Jahrhundert Verkündung der Botschaft vom Leiden und Sterben Jesu Verwendung als Asche am Aschermittwoch

Der Name „Palmsonntag“ bezieht sich auf den Brauch, an diesem Sonntag eine Prozession bis in die Nähe einer Auferstehungskirche zu machen. Dabei werden Palmzweige und auf einer Bahre einKreuz oder ein Evangelienbuch getragen. Palmen wurden schon seit alters her als heilige Bäume verehrt, im Orient ehrte man siegreiche Soldaten mit Palmzweigen. Das Christentum hat schließlich die Palmzweige als Symbol des Lebens übernommen.

In Mitteleuropa wurden die Zweige durch Äste von Saalweiden, Buchsbaum, Wacholder oder durch Haselzweige ersetzt. Im Volksglauben gibt es zudem die Auffassung, dass die geweihten Zweige eine magische Wirkung besitzen – sie schützen vor Bösem, verhindern Krankheiten, Unwetter oder Ungeziefer im Haus. Glück bringen sollen auch die ersten Frühlingsblumen, die man am Palmsonntag pflückt.

Die Palmzweige werden im darauf folgenden Jahr am Aschermittwoch verbrannt, um den Gläubigen mit der Asche ein Kreuz auf die Stirn zu zeichnen.

Als historischen Bezug dient der feierliche Einzug Jesu auf einem Esel in Jerusalem – ein Akt, der als bewusster Verzicht auf seine königliche Macht gedeutet wird. In der Bibel wird davon berichtet, wie das Volk dem Herrn einen begeisterten Empfang bereitete und grüne Palmzweige vor ihm ausstreute (Matthäus 21,6-9).

Seit dem 8. Jahrhundert wird in Jerusalem dieser Einzug Jesu mit feierlichen Prozessionen nachgestellt. [1]

Mit dem Palmsonntag beginnt eine Woche vor Ostern die Karwoche. In der sich der Prozession anschließenden Messfeier wird erstmals in der Karwoche die Botschaft vom Leiden und Sterben Jesu verkündet. [2]

ANMERKUNGEN

[1] Die wichtigsten Feier- und Gedenktage (Religiöse und  nationale Feiertage weltweit), in Bertelsmann Chronik, wissenmedia Verlag, Gütersloh/München 2009, Seite  24.

[2] Manfred Becker-Huberti / Ulrich Lota, KATHOLISCH  (A-Z), Das Handlexikon, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2009, Seite 189.