Für das Jahr 2023 ist durch das Kulturamt der Stadt Saarlouis eine weitere Aktion Stolpersteine geplant. Die Verlegung der Steine war für den Mai vorgesehen und daher mussten alle Daten der vorgeschlagenen Opfer bis Februar vorliegen. Die Opfergruppen umfassen Juden Sinti, Roma, Politische Gegner, Deserteure, Kriegsdienstverweigerer, Zeugen Jehova, Zwangsarbeiter, Christen/Pastore/Ordensleute, Homosexuelle und Behinderte (Euthanasie).
Durch die Untersuchungen, die Hans Peter Klauck bereits für sein Buch Juden in Saarlouis durchgeführt hat, lagen mit Hilfe des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Fraulautern e.V. die Informationen bezüglich der Fraulauterner Familie Schloss und Wolf bereits vor. Da der Verein für Geschichte und Heimatkunde Fraulautern mit Hilfe des Neffen der Annemarie Speth die Lebensdaten auch dieses Opfers des Nationalsozialismus zusammentragen konnte, fiel die Wahl des Arbeitskreises Stolpersteine für die Verlegung sämtlicher Steine 2023 einstimmig auf Fraulautern.
Am 11. Mai zwischen 9:00 Uhr und 10:30 Uhr wird die Verlegung von 7 Stolpersteinen in Anwesenheit von Herrn Demnig stattfinden. Es handelt sich um die Standorte Rodener Straße/ Parkplatz für die Familie Wolf, Hülzweiler Straße 5 für Annemarie Speth und Ulmenstraße 10 für die Familie Schloss. Ein kleines Rahmenprogramm bei der Verlegung wird von Schülern und Schülerinnen der Martin-Luther- King-Schule übernommen. Wir würden uns sehr um eine zahlreiche Teilnahme freuen.
(Foto: Archiv Guido Fontaine, Hans Peter Klauck)
Rodener-/Ecke Lebacher-Str. – die jüdische Familie Wolff- Schwarz
Die Familie Wolff-Schwarz kam 1902 nach Fraulautern, Josef Wolff arbeitet als Viehhändler, was ihm den Spitznamen „Geissen Wolff“ einbrachte. Seine Frau Bertha stammte aus der Pfalz. In der Reichsprogrom-Nacht 9.11.1938 wurde das ältere Ehepaar in ihrem Haus überfallen, es kam zu Misshandlungen und ihre Möbel wurden zerstört.1938 verkaufte das Ehepaar das Haus mit Hofraum und Garten. Sie flohen anschließend zu ihrem Sohn nach Großbritannien. Ihr Sohn Arthur war Chemiker in Oranienburg und bedingt durch die Repressionen durch die Nationalsozialisten war er bereits 1938 nach Manchester emigriert.
(Foto: Archiv Georg Speth)
Hülzweiler Straße 5 – Annemarie Speth
Annemarie Speth wurde am 9.2.1925 in Fraulautern geboren. Sie war ein fröhliches großgewachsenes Mädchen, gesund und impulsiv, ein Mädchen, das aufgrund einer Zangengeburt leicht behindert war. Sie besuchte die Grundschule Fraulautern, hatte allerdings eine Lernschwäche. Auf Betreiben des Kreisgesundheitsamt Saarlouis wurde Annemarie in den St. Vincentsstift in Rüdesheim-Aulhausen gebracht und bliebt dort bis 1937, kam dann zurück zur Familie nach Fraulautern. Sie war kurz, auf Veranlassung des Reichskommissar für das Saargebiet, auf den Kalmenhof in Idstein wurde aber nach zwei Monaten bereits wieder nach Hause entlassen. 1939 wurde die gesamte Familie nach Nordhausen/Thüringen evakuiert. In der Evakuierung wurde das Mädchen von der Familie getrennt und in das psychiatrische Landeskrankenhaus Uchtspringe/ Sachsen-Anhalt eingewiesen. Von dort wurde sie in die Tötungsanstalt der Heil- und Pflegeanstalt Bernburg gebracht, wo sie am 31.1.1941 ermordet wurde.
(Foto: Archiv Guido Fontaine, Hans Peter Klauck)
Ulmenstrasse 10 – Familie Schloss- Mann
Die Familie Schloss- Mann betrieb Ecke Großer Markt/ Französische Straße ein Schuhgeschäft und eine Damen- und Herrenkonfektions- Manufaktur. Max Schloss war 1911 inaktives Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis und diente als Vize-Feldwebel im I. Weltkrieg. Max Schloss verkaufte das große Geschäftshaus und zog in ein kleineres Ladenlokal am Großen Markt hier wohnte er auch mit seiner Frau und Sohn Julius. Nach der Angliederung des Saargebietes an das Reich 1935 wurde auch hier der Druck der Nationalsozialisten grösser, so dass die Familie gezwungen war, die Innenstadt zu verlassen und zogen am 1.9.1937 nach Fraulautern. Auch sie wurden Opfer der Reichsprogrom- Nacht. Im Rahmen der Evakuierung 1939 flüchtete die Familie nach Offenbach und lebte dort in ständiger Angst vor der Deportation. Am 12.2.1943 wurden Max und seine Frau Clothilde ins Konzentrationslager Theresienstadt transportiert. Es gelang ihnen auf einen Transport ins Exil in die Schweiz zu gelangen, wo sie 1947 Dauer- Asyl in St. Gallen erhielten. Ihr Sohn Julius war Musiker wurde nach der Reichsprogrom-Nacht verhaftet und ins KZ Dachau gebracht. Ihm gelang die Flucht und er konnte nach Shanghai entkommen und später in San Francisco und New Jersey leben. Sein musikalischer Nachlass befindet sich heute in der McGill Universität Montréal Kanada.